Erfolg für den Klimaschutz in Basel

Über ihre Investitionen in fossile Energieunternehmen helfen Pensionskassen mit, das globale Klima aufzuheizen. Die Pensionskasse Basel-Stadt hat nun entschieden, auf Investments in Erdöl, Gas und Kohle zu verzichten. Die Basellandschaftliche Pensionskasse sowie die Pensionskassen von Roche und Novartis sind noch deutlich weniger weit.                                                                                                                                                            

Shell-Tankstelle bei Nacht
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Noch vor vier Jahren hatte sich die baselstädtische Pensionskasse dagegen gesträubt. Im Frühling dieses Jahres hat der Verwaltungsrat nun aber entschieden, sämtliche Anteile an fossilen Energieunternehmen zu verkaufen, wie Recherchen dieser Zeitung ergeben. Damit mausert sich die Pensionskasse Basel-Stadt, welche das Staatspersonal von Lehrerinnen bis zu Buschauffeuren versichert, zu einer der klimafreundlichsten Pensionskassen der Schweiz.

Sie begründet den Ausstieg mit Verweis auf «Klimarisiken». Darunter versteht man, dass Investitionen in fossile Energie bei verstärkten Klimaschutzmassnahmen stark an Wert verlieren könnten. Gleichzeitig möchte die Pensionskasse Basel-Stadt Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen, wie sie in der jüngsten Ausgabe der Hauszeitschrift «Aspekte» schreibt. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 fordert vom Finanzmarkt eine Umlenkung der Investitionen in Richtung grüne Wirtschaft. Ganz generell ist es zudem ziemlich absurd, die Renten der erwerbstätigen Bevölkerung zu sichern, indem man die Zukunft der Kinder aus Spiel setzt.

Erdölmultis wie Shell, BP und Exxon Mobil betroffen

Der Verkauf der Aktien von fossilen Energieunternehmen ist bereits erfolgt, wie Max-Eric Laubscher, Leiter Vermögensanlagen, in einer Mail festhält. Es gehe insgesamt um 90 Unternehmen mit einem Investitionsvolumen von rund 120 Millionen Franken. Dazu gehören Erdölmultis wie Shell, BP und die amerikanische Exxon Mobil – die Liste aller ausgeschlossenen Unternehmen ist auf ihrer Website zu finden. Bereits vor zwei Jahren hatte die Basler Pensionskasse Unternehmen ausgeschlossen, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit der besonders klimaschädlichen Kohle erwirtschaften, wie Gazprom und die deutsche RWE.

Beim Entscheid dürfte der politische Druck eine erhebliche Rolle gespielt haben. Ein Anzug der Grünen-Grossrätin Nora Bertschi hatte die Vorsorgeeinrichtung vor vier Jahren zu einem Rückzug aus fossilen Investitionen aufgefordert. Laut einer Studie des Bundesamts für Umwelt von 2015 tragen die Pensionskassen durch ihre Investitionen erheblich zur Klimaerhitzung bei. Jeder und jede Versicherte finanziert durch seine Pensionskassenochmals so viele Treibhausgasemissionen, wie er im Inland (über Verkehr, Heizung und Industrie) verursacht. Nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes durch die Schweizer Stimmbevölkerung im letzten Juni sind Banken und Pensionskassen stärker in den Fokus gerückt: Laut der Klimaallianz, einer Vereinigung von Schweizer Umweltorganisationen, ist der Finanzmarkt der grösste Hebel der Schweiz, um die globalen Treibhausgasemissionen zu vermindern.

Die Klimaallianz führt ein Rating, in dem sie die Vorsorgeinstitute der Schweiz umfassend auf ihre Klimaverträglichkeit überprüft. Ende letzten Jahres stand die Ampel in diesem Rating erst bei 5 Prozent der Pensionskassen auf Grün, nun sind es bereits 22 Prozent (gemessen am Anlagevermögen). Auch die Pensionskasse Basel-Stadt gehört nun zu dieser besten Kategorie. «Institute, die sich schon mit dem Thema beschäftigten, machten im letzten Jahr stark vorwärts» bei der Klimaverträglichkeit, sagt Sandro Leuenberger, der die Bewertung vornimmt. Andererseits ist bei über 50 Prozent der Kassen die Ampel auf Rot, ihre Anlagepolitik sei schlicht klimaschädigend.

Novartis und Roche stark hintendrein

Auch bei der Basellandschaftlichen Pensionskasse ist dies der Fall. Die Klimaallianz attestiert ihr zwar, Schritte zur Dekarbonisierung ihres Portfolios seien «erkennbar». Diese seien aber zu klein und unklar dokumentiert. Zudem fehle eine Strategie zum Ausstieg aus fossiler Energie, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erfüllen.

«Wir bekennen uns zur Nachhaltigkeit», schreibt Stephan Wetterwald, CEO der Basellandschaftlichen Pensionskasse, dazu auf Anfrage. So lasse die Kasse ihre Anlagen extern analysieren und publiziere die Resultate dieser Nachhaltigkeitsanalysen im Geschäftsbericht. Er räumt aber ein, dass die Pensionskasse Basel-Stadt «speziell in Sachen Kohleausstieg» weiter sei. Ein neu eingestellter Spezialist für Nachhaltigkeit soll nun prüfen, ob bestimmte Sektoren der fossilen Energie aus den Investitionen ausgeschlossen werden sollen.

Noch schlechter schneiden in dem Rating der Klimaallianz die privaten Vorsorge-Einrichtungen von Novartis und Roche ab, bei ihnen ist die Ampel tiefrot. Roche schreibt auf Anfrage, ihre Pensionskasse habe 2020 an den freiwilligen Klimatests des Bundes teilgenommen, ihre Klimarisiken seien geringer als die der andern Studienteilnehmer. Und Novartis schreibt, sie wolle die Emissionen ihres Portfolios bis 2030 um 50 Prozent reduzieren und verstärkt in «grüne Technologien» investieren. Erste kleine Schritte scheinen also gemacht; bis zu einer umfassenden Verantwortung für Klimaschutz ist es aber noch weit. Zudem fehlt es bei vielen Kassen von privaten Unternehmen an Transparenz.

 


 

bz Basel